Nachdem 2005 keine Wanderfahrt
in den Sommerferien stattfinden konnte, bestand in diesem Jahr auch
für Schüler wieder eine Gelegenheit, den Rudersport auf einem
unbekannten Gewässer zu genießen. Jakob Mauritz, Dietrich
Dähn, Johannes Stille, Anne-Sophie Niedermeier, Markus Heineking,
Andrea Kohlwes, Norbert Wiebrecht, Michael Lanver, Christian Berlin
und Jens Wegmann hatten sich entschlossen, die Naturschönheiten
im nord-östlichsten Bundesland zu genießen.
Die Autovermietung hatte für uns statt des bestellten VW Transporter
einen Ford Transit vorgesehen: Ein Auto mit neun Sitzen und Gepäckraum
für vier Personen! So war der fünf Meter lange Kasten des
Bootsanhängers trotz nur drei Zweiern randvoll mit Gepäck
und wir durften die Boote am Abend vor der Jugendherberge erst einmal
abladen, um an unser Gepäck zu kommen.
Mecklenburg-Vorpommern empfing uns mit bestem Wetter nach etwa fünf
Stunden Fahrt in Plau am See. Direkt an der alten Hubbrücke in
Plau fanden wir ein Hotel-Restaurant mit sehr gutem Essen zu noch bezahlbaren
Preisen – sehr zu empfehlen.
Die erste Ruderetappe führte uns von Plau über den Plauer
See zur Mittagspause in Malchow und von dort weiter über den Fleesensee,
den Kölpinsee und ein kleines Stück Binnen-Müritz zum
Campingplatz Ecktannen nach Waren an der Müritz. Der Campingplatz
ist recht angenehm: Auf einer Wiese für Wasserwanderer ist man
direkt in der Nähe vom Strand und baut seine Zelte zwar etwas schräg,
dafür auf einem gepflegten Campingplatz mit gastfreundlichen Betreibern
auf.
Am nächsten Morgen wehte über der Müritz nur ein leichter
Wind aus Süd-West, so dass ein direktes Befahren in relativ weitem
Abstand vom Ufer relativ problemlos möglich war. Die letzte Bucht
fuhren zwei der drei Boote nicht aus, sondern kreuzten in maximal zwei
Kilometer Entfernung vom Ufer direkt in Richtung Bolter-Kanal, in dem
die Umtragestelle an der Bolter Schleuse Station für die Mittagspause
war. Am Nachmittag ging es dann weiter über Woterfitzsee (mit ausgiebiger
Badepause), Leppinsee, großen Kotzower See, Granzower Möschen
und Mirower See zum Ruderverein Blau-Weiß Mirow. Der Ruderverein
verfügt über eine kleine (und nicht ganz saubere) Küche
sowie einen Raum, in dem bis etwa zwölf Personen bequem übernachten
können. Traumhaft mit einer großen Wiese am See gelegen eine
absolut empfehlenswerte Übernachtungsmöglichkeit.
Am dritten Rudertag genossen wir das fantastische Wetter auf der Müritz-Havel-Wasserstraße
beim Überqueren des Zotzensees und des Vilzsees. Wir entschlossen
uns statt des direkten Weges für einen Umweg über den Rätzsee.
Dort dürfen keine Motorboote fahren, so dass das Rudern ein besonderer
Genuss war. Eine Fussgängerbrücke über den Drosedower
Bek ist ideal, um dort mitten in einem Waldgebiet eine Mittagspause
einzulegen. Anfi musste allerdings die Brötchen und die kühlen
Getränke recht weit auf einem abenteuerlichen Weg durch den Wald
tragen. Gestärkt gingen wir die restlichen Kilometer über
Labussee, Canower See, Pälitzsee, Hüttenkanal, Tiezowsee und
Schlabornsee Richtung Bikowsee an. Christian erwies sich als excelenter
Steuermann, denn er schenkte Markus und mir bei brütender Hitze
noch zwei zusätzliche Kilometer in die falsche Himmelsrichtung…
Ziel der Etappe war das Naturcamp am Bikowsee, das leider nur bedingt
für die Übernachtung zu empfehlen ist: Die ruhige Lage mit
schönem Strand sprechen für das Quartier. Der Platzwart, der
uns zu militärischem Aufbau unserer Zelte in Reih’ und Glied verdonnerte
sowie die nachts verschlossenen Waschräume in Plastik-Kompakt-Bauweise
können einem den Aufenthalt unangenehm sein lassen.
Mittwoch war ein Ruhetag eingeplant. Jakob, Michael, Christian und Dietrich
nutzten diesen für einen Ausflug nach Schwerin, um sich dort u.
a. die Ausstellung des umstrittenen Bildhauers Arno Breker anzuschauen.
Der Rest stattete dem kleine Ort Rheinsberg einen Besuch ab und erledigte
die Einkäufe für das abendliche Grillen.
Die vierte Etappe führte uns zunächst zurück bis auf
den Pälitzsee und dann weiter über den Ellbogensee und den
Ziernsee zur Mittagspause in klein Menow: Direkt hinter der ausfahrt
aus dem Ziernsee kann man auf der Backbordseite sehr gut anlegen. Nach
der Mittagspause ging es über Menowsee, Röblinsee, Havel und
Stolpsee zum Campingplatz Himmelpfort, der diesmal sehr gute saubere
Waschräume und freundliches Personal zu bieten hatte. Dafür
ist die Wiese zum Zelten nicht ganz so schön, aber letztlich ein
empfehlenswerter Campingplatz. Und als ich am nächsten Morgen um
sieben Uhr die bestellten Brötchen abholen wollte, meinte ein Dauercamper:
„Das können ´se hier gleich vergessen, die machen vor acht
nicht auf und geben Ihnen auch vorher nichts.“ Umso erstaunter sein
Blick, als ich keine zwei Minuten später mit sechzig Brötchen
einen Nebeneingang des kleinen Ladens verlies – vielleicht lohnen sich
die Mengen für Wanderruderer einfach mehr?
Die vorletzte Etappe ging zuerst über die Havel (mit Umtragen an
einer defekten Schleuse) bis zum Abzweig bei Havel-Kilometer 32,5 in
Richtung Kuhwallsee zur Mittagspause an der Schleuse Kannenburg. Hier
ist direkt an der Schleuse eine Gaststätte, so dass auch Gruppen
ohne Selbstverpflegung eine gute Gelegenheit zur Mittagspause haben.
Zum Naturcampingplatz am Gleuensee führte unser Weg über Lankensee,
Röddelinsee und Templiner See. Entgegen der Beschreibung in der
Wasserwanderkarte ist die Schleuse in Templin neu gebaut und somit kein
Umtragen, allerdings unter Umständen längeres Warten erforderlich.
Die Übernachtung am Gleuensee ist landschaftlich wiederum wunderbar
gelegen, allerdings ist der Weg von der Wasserwandererwiese zu den Sanitätgebäuden
etwa 500 Meter lang, so dass der Campingplatz letztlich trotz freundlichen
Personals und sauberer Anlagen nur bedingt für Ruderer zu empfehlen
ist. Abends konnten wir noch Jakobs Freundin Natalja am Bahnhof abholen,
die uns für den letzten Tag besuchte – was sie auch direkt mit
einer Taufe anlässlich ihrer ersten Wanderfahrt bezahlen musste…
Vor der Nacht konnten wir gerade noch rechtzeitig alles im Auto und
in den Zelten verstauen, ehe ein heftiges Gewitter einsetzte. Leider
regnete es auch noch am nächsten Morgen, so dass wir im großen
Familienzelt von Norbert frühstücken mussten.
Am letzten Rudertag war die Hälfte der am Vortag erruderten Kilometer
wieder in die entgegen gesetzte Richtung zurückzulegen bis im Anschluss
noch zehn Kilometer Havel auf dem Programm standen. Zum Abschluss übernachteten
wir auf einer Wiese am Ziegeleipark in Mildenberg – als Quartier ausgesprochen
zu empfehlen.
Fotos
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