
Same procedure as last year? Nicht ganz, aber von den 17 Teilnehmern
der Mannschaft der Moselwanderfahrt vor genau einem Jahr waren immerhin
Jonathan Gerloff, Dieter Böttger und Hartmut Jödicke vom Bootsclub
Nordhorn sowie Thomas Berlin, Lukas Tönnies, Markus Heineking, Alexander
Kuipers, Meike Buck, Thorsten Lüttel und Jens Wegmann vom Osnabrücker
Ruderverein wieder dabei. Ergänzt wurde die Mannschaft von 8 Ruderern,
größtenteils ältere Herren, vom BCN. Glücklicherweise
musste ich mich in diesem Jahr um fast nichts kümmern, denn die Osnabrücker
waren von Dieter Böttger und dem BCN eingeladen worden.
Da die Nordhorner Ruderabteilung recht klein ist, nicht über sehr
viele Boote verfügt und auch keinen Trailer besitzt, luden Thomas,
Markus und ich am Nachmittag des 27. September "Ko-Ko" auf den
Hänger und später dann in Nordhorn noch die beiden D-Zweier
"Almelo" und "Stadt Nordhorn" sowie den D-Vierer "Niedersachsen
II". Am Samstag transportierten wir dann die Boote nach Trier, holten
die anderen Teilnehmer vom Bahnhof ab und gingen an der Mosel Essen.
Der Sonntag sollte ein erlebnisreicher Tag werden. Nach dem Frühstück
bei ca. 5°C und Nebel über der Mosel hängten wir wieder
an und fuhren den ersten Teil der Mannschaft nach Saarburg, von wo aus
uns die erste Etappe wieder zurück nach Trier führen sollte.
Während wir aufriggerten und die Boote einstellten kam die zweite
Rutsche mit dem VW-Bus, so dass wir in die Boote steigen und ablegen konnten.
Das Wetter war inzwischen so wie wir uns das vorgestellt hatten: Bei gut
20°C schien die Sonne und ließ uns eine herrliche Etappe nach
Trier rudern. Als wir bei der Trierer RG angelegt hatten, durften wir
feststellen, dass unsere neue Kühlbox ganze Arbeit geleistet hatte:
Die Milch musste im Wasserbad wieder aufgetaut werden, um uns unseren
verdienten Kaffee verfeinern zu können.
Am Abend hörte ich dann, dass es einem Teilnehmer der Gruppe, der
am Tag den Landdienst übernommen hatte, nicht so besonders gut ging
und er wohl ins Krankenhaus müsse. Nun gut, ich habe dann gemeinsam
mit Meike den VW-Bus geholt und ihn ins Krankenhaus gebracht, wo er so
lange bettelte und jammerte, bis er dort bleiben durfte. Durch die Bitte,
ihm doch am nächsten Tag sein restliches Gepäck ins Krankenhaus
zu bringen klärte sich auch ein Rätsel des Nachmittags auf:
Wir hatten bereits gemeinsam diskutiert, wofür das kleine Holzbrettchen
mit Klappfüßchen zu gebrauchen war, das vor einem der Betten
stand. Nun wussten wir es: Es diente unserem kranken Teilnehmer als Meditationsbänkchen!
Wozu auch immer man so etwas auf einer Ruderwanderfahrt benötigt
…
Am nächsten Morgen hatte Alex als Landdienst die Aufgabe, für
sich und eine weitere Teilnehmerin neue Schlafsäcke zu kaufen, da
die nächtlichen Temperaturen die mitgebrachten Versionen doch etwas
überforderten. Die Etappe nach Neumagen, wo wir auf dem bekannten
sehr schönen Campingplatz übernachteten, war dank der Sonne,
die den morgendlichen Nebel vertrieb, kein Problem und brachte uns die
gewohnt schöne Landschaft der Mosel. Beim Abendessen begrüßten
wir die drei letzten Teilnehmer, die erst in Neumagen zu uns stießen.
Auch die nächste Etappe nach Erden verlief problemlos und brachte
uns schönes Wetter. Bei einem durchschnittlichen Spekulatiusverbrauch
von 7 Stück pro Kilometer und Ruderer erreichten wir recht schnell
unser Ziel, wo es bei der Wende zum Anlegen unter mir plötzlich "knack"
sagte. Einer der nagelneuen BCN-Rollsitze war durchgebrochen.
Nach dem Anlegen durften wir die Auswirkungen des starken Mosel-Tourismus
erleben: Der Campingplatz Erden, der pro Person doch glatt fast 10 Euro
verlangt, verkauft auch noch Duschmarken für 1,50 Euro mit denen
man dann knapp drei Minuten warmes Wasser hat. Da waren wir letztes Jahr
im Ruderverein Traben-Tarbach deutlich besser untergebracht.
Am Mittwoch gönnten wir uns einen Ruhetag und wanderten durch die
Weinberge nach Bernkastel-Kues.
Am nächsten Tag auf der Etappe nach Ediger-Eller ließ uns das
gute Wetter erstmals für kurze Zeit im Stich. Doch der Regen war
wohl nicht die einzige Erklärung dafür, dass ich aus unserem
Boot, der Ko-Ko, als Steuermann mit meiner Mannschaft einen Wasserspiegel
über Kiel von etwa 20 cm mit Hilfe einer aufgeschnittenen Wasserflasche
herausschöpfen durfte.
Am nächsten Tag dann entstand die Legende von Uwe Zeitlos (Name geändert,
dem Verfasser bekannt). Fast eine halbe Stunde nach dem Ablegen von der
ersten Schleuse erhielten wir einen Handy-Anruf, dass ein Vierer an der
Schleuse noch im Gras steckte. Oder besser, die Nasen seiner Besatzung.
Auf der Suche nach einer offenbar recht teuren Uhr. Da die Suche vergeblich
war, war das Äquivalent zur Sackbord-Legende 2001 geboren: die Uwe-Zeitlos-Legende
von 2002.
Am Abend stand der herbeigesehnte Besuch der Druidenstube in Moselkern
an, in der wir im letzten Jahr hervorragend und sehr reichlich gegessen
hatten. Leider hat der Euro auch vor diesem Ort nicht halt gemacht, so
dass die Mengen kleiner, das Essen fettiger (man wird schneller satt)
und die Preis höher wurden (0,5l Apfelsaftschorle 4,- Euro!). Nach
dem Essen machten Thomas, Markus, Jonathan, Thorsten, Meike, Alex und
ich noch eine nächtliche Wanderung in Richtung Burg Eltz, doch nach
etwa 2/3 des Weges wurde es auch dem harten Kern zu dunkel und zu glitschig,
um den Aufstieg mit zwei kleinen Taschenlampen weiter zu wagen.
Nach der abschließenden Etappe nach Koblenz-Güls nahm uns Axel
Kuhlmann in Empfang, der dankenswerter Weise auch dieses Jahr wieder den
Anhänger an unser Ziel überführt hatte. Wir verluden die
Boote, verabschiedeten uns von einem ersten Teil unserer Mannschaft und
machten uns mit dem Rest auf zur Turnhalle des TV Güls, in der wir
wieder preiswert und gut übernachten konnten. Ein echter Geheimtipp
ist das an die Halle angrenzende chinesische Restaurant: Für 7 Euro
pro Person bekamen wir ein All-You-Can-Eat-Buffet. Menge und Geschmack:
Note 1.
Die Mosel hat wieder einmal unter Beweis gestellt, dass sie sich als Ruderrevier
über den dritten Oktober hervorragend eignet. Das Wetter war super,
wenn auch nachts saukalt, die Truppe war immer gut drauf, die Landschaft
ist einfach herrlich. Vielleicht heißt es ja irgendwann: "No,
same procedure as every year!".
Jens Wegmann
Fotos zur Fahrt
top
|