Der Lago Maggiore –
Traum vieler Wanderruderer
Diesen Traum haben sich im Herbst 2006 sieben Osnabrücker Wanderruderer
erfüllt und sind in einer Woche den Lago Maggiore umrudert.
Wir haben vor der Fahrt versucht möglichst viele Informationen
aus Fahrtenberichten anderer Ruderer zu sammeln. Wie bei Wanderfahrten
auf allen Seen ist auch der Lago Maggiore nicht ganz ungefährlich
für Ruderer. Innerhalb kürzester Zeit können gefährliche
Winde aufkommen. Die Ufer fallen an vielen Stellen steil ins Wasser
ab, so dass man nur an wenigen Stellen anlegen und die Boote aus dem
Wasser heben kann. In anderen Uferbereichen sind hohe Schutzmauern gebaut
worden, da der Wasserstand des Sees bis zu vier Meter am Tag schwanken
kann. An diesen Mauern können ebenfalls keine Boote ausgehoben
werden. Daneben sorgt der Schiffsverkehr, der im borromäischen
Golf besonders stark ist, für hohe Wellen. Es ist daher empfehlenswert
Rettungswesten zumindest an Bord zu haben, um diese bei einem Wetterumschwung
anlegen zu können. Ein Handy für den Kontakt zum Landdienst
und Notrufe ist fast eine Selbstverständlichkeit, ein Navi im Boot
erleichtert die Navigation bei schlechter Sicht durch Nebel oder starken
Regen.
Der Lago Maggiore ist ein Bergsee und erstreckt sich über 66km
Länge von Locarno in der Schweiz bis in die Poebene. Er ist zwischen
1,5km und 4 km breit und bis zu 372m tief. An Ruhetagen oder bei schlechtem
Ruderwetter laden die umliegenden Berge zu Wanderungen ein, oder man
besucht einige der Sehenswürdigkeiten am See. In Ascona lädt
die Promenade zu flanieren ein. Lohnenswert ist auch ein Besuch in Porto
Ronco. Der Ort, in dem zahlreiche Künstler lebten und auch Erich
Maria Remarque begraben ist, liegt oberhalb von Ascona und bietet einen
wunderschönen Blick auf die Bucht von Ascona und Locarno. Sehenswert
sind auch die borromäischen Inseln und die botanischen Gärten
auf den Inseln vor Brissagio. Im Westen des Sees bietet der Nationalpark
Valle Grande zahlreiche Wanderwege. Unser Reiseführer empfahl uns
Wanderungen durch unberührte Natur ab Cicogna. Die Auffahrt ist
sehr schmal und steil, so dass sie nur bergerprobten Fahrern empfohlen
werden kann, da man auf der Strecke wenden kann. Der gewählte Rundwanderweg
war leider wegen Giftschlangen und Wildschweinen gesperrt.
Als Unterkunft haben wir uns für ein Standquartier in einer Herrschaftsvilla
in Ghiffa entschieden. Am Nordausgang von Ghiffa befindet sich ein Parkplatz,
von dem aus zwei Rampen zum See führen. Hier können wir unsere
Boote bequem aufriggern und einsetzen. Unser erstes Ziel ist Locarno
im Norden des Sees. Hinter Cannero Riviera ruderten wir an zwei kleinen
Inseln mit Ruinen, den Castelli di Cannero vorbei. Diese sind auch in
der Mitte der DRV-Imagebroschüre abgebildet.
In Cannobio können wir leider nicht wie geplant im Ort anlegen.
Dort liegen bereits zwei Vierer am Steg, so dass wir etwas weiter nördlich
an einem Campingplatz anlegen. Bei Brissagio kommt man an den beiden
Isole di Brissagio vorbei, auf denen sich botanische Gärten befinden.
Nachdem wir diese Inseln hinter uns gelassen haben liegt vor uns die
Bucht von Ascona. Wir vermissen unsere Landkarte oder ein Navi, weil
die Lage des Rudervereins, der Societa Canottieri Locarno nicht kennen
und nur raten können welche Richtung wir ansteuern müssen.
In Locarno werden wir freundlich empfangen und können unsere Boote
auf dem Vereinsgelände liegen lassen. Hier erfahren wir, dass der
See sehr selten so spiegelglatt ist, wie an diesem Tag. Dass wir in
den nächsten Tagen fast durchgängig so glattes Wasser haben
werden ist noch ein frommer Wunsch.
Am nächsten Tag fahren wir auf dem Rückweg nach Ghiffa zunächst
die nördliche Bucht des Sees aus und rudern dann am Ostufer zurück.
Unser Landdienst kauft in der Zwischenzeit in der Schweiz frisches Fleisch
beim Metzger ein, das dort etwa doppelt so teuer ist wie in Italien.
In Gerra mündet ein kleiner Bach in den Lago. Seine Mündung
bietet sich mit Flachufer, einem Parkplatz und Bänken als Rastplatz
an. Die nächsten 12 Kilometer bis Maccagno ist das Ufer sehr steil
und felsig, so dass man hier nicht anlegen kann. Gegen 14 Uhr kommt
plötzlich innerhalb von zwei Minuten ein starker Wind auf, der
Wellen mit Schaukronen auftürmt. Wir fahren daher dicht unter Land
um kein Wasser zu fassen. Der Wind lässt nach eineinhalb Stunden
ebenso schnell nach wie er aufgetreten ist.
In Maccagno mündet der Torrente Giona in den Lago und hat ein großes
Delta aufgespült. Hier befindet sich der Parco Giona der zum Rasten
einlädt. Der Parkplatz ist in der Hauptsaison gebührenpflichtig
und muss in der Bar Parco bezahlt werden.
Um nicht direkt vor Ghiffa bei Wind 3km über den See fahren zu
müssen kreuzen wir sofort den See, der hier nur 1,5km breit ist.
Der Landdienst nimmt mit unserem T5 für etwa 11 Euro die Fähre
von Laveno nach Intra.
In Giffa finden wir außer der Einsatzstelle keine geeignete Anlegestelle.
Etwa vier Kilometer weiter südlich finden wir den Circolo Velico
Canottieri Intra. Dieser Segelverein mit Segelschule verfügt über
eine Rampe und gleich nebenan gibt es einen Strand. Wir durften unsere
Boote auf dem Vereinsgelände liegen lassen. Lässt man die
Boote an einem Strand liegen, sollte man sie anbinden, da der Wasserstand
am Lago schwanken kann.
Am dritten Tag umrudern wir den borromäischen Golf. Die Mittagspause
machen wir in einer (nicht empfehlenswerten Eisdiele) in Feriolo und
umrunden anschließend die Isola Bella und Isola dei Pescatori.
Die hier fahrenden Motorboote sorgen für unruhiges Wasser und Kreuzwellen.
Der Steuermann muss hier aufpassen und die Wellen einschätzen,
um kein Wasser zu fassen. Auf der Rückfahrt kommt innerhalb von
zwei Minuten ein starker Nordwestwind auf, der wieder Wellen mit Schaumkronen
auftürmt. Glücklicherweise kommt er von Backbord, und wir
können parallel zu den Wellen fahren. Die Isola Madre gibt uns
auch etwas Windschatten.
Am vierten Tag entschieden wir uns aufgrund des guten Wetters, des spiegelglatten
Sees und unserer Winderfahrungen zunächst am Ostufer nach Süden
zu rudern. Am nächsten Tag haben wir so die Möglichkeit den
Golf von Borromeo auszufahren und müssen den See nicht erneut queren.
Am Ostufer befindet sich südlich von Laveno das Kloster Santa Caterina
del Sasso, das in den steilen Felsen hineingebaut ist. Die Berge werden
nun deutlich kleiner und sind weiter vom See entfernt und das Ufer wird
flacher. Dafür besteht das Ufer nun häufig aus Schilfgürteln
oder Privatgrundstücken, was die Suche nach Anlegestellen nicht
einfacher gestaltet.
Die Mittagspause verbringen wir am Steg eines Hotels in Ranco. Im drei
Kilometer entfernten Ispra wartet unser Landdienst vergeblich auf uns,
da die Steuerleute die Orte verwechselt haben.
Die Boote wollen wir über Nacht im Bereich der Mündung des
Lago in den Ticino lagern. Hier gibt es mehrere Campingplätze und
Yachtclubs. Wir finden schließlich am rechten Ticino-Ufer eine
Yachtwerft auf deren Gelände die Boote über Nacht liegen dürfen.
Anschließend essen wir in der „Gelateria del Lago“ in Sesto Calende
endlich sehr leckeres italienisches Eis.
Am letzen Rudertag zeigt sich der Lago erneut von seiner besten Seite
und liegt spiegelglatt vor uns. Die Mittagspause verbringen wir in Stresa
im Cafe direkt an der Seilbahn. Hier befinden sich Schwimmstege an denen
man gut anlegen kann. Es empfiehlt sich, wegen der starken Wellen, die
die Motorboote hier werfen, die Boote auszuheben und am Ufer zu lagern.
Zur Hochsaison sind hier viele Touristen unterwegs, so dass ruhigere
Orte als Rastplatz besser geeignet sind. Zum Abschluss der Fahrt umrunden
wir noch einmal die Isola Bella und heben die Boot an der ersten Einsatzstelle
aus.
Nach 5 Rudertagen können wir 160 Ruderkilometer in das Fahrtenbuch
eintragen und behaupten, dass wir eines der schönsten Rudergewässer
berudert haben. Wir freuen uns schon auf die nächste Lago-Wanderfahrt.
Die beschriebenen Anlegestellen, Vereinsadressen und einen Link zu
weiteren Informationen haben wir auf der Internetseite www.werow.com
im Gewässerführer zum Lago Maggiore zusammengetragen.
An dieser Stelle noch eine Bitte an alle Leser: Wenn Ihr weitere Informationen
zu Wanderfahrten auf dem Lago Maggiore habt, teilt uns diese bitte per
E-Mail an heineking@orv.de oder telefonisch unter 0541-8602162 mit,
damit wir diese sammeln und allen Ruderern bereitstellen können.
Fotos
zur Fahrt
Adressen der besuchten Wassersportvereine:
Locarno:
SOCIETÀ CANOTTIERI LOCARNO
Via G.Respini, 5
CH- 6600 Locarno
+41 (0) 91 751 29 97
http://www.sclocarno.ch/
Hier ließen wir unsere Boote über nach auf dem Vereinsgelände
liegen.
Circolo Velico Canottieri Intra A.S.D.
Via Ticino 6
28921 Verbania Intra VB
telefono +39 0323 581201
www.cvci.it
Hier konnten wir unsere Boote zwei Nächte lang auf dem Vereinsgelände
lagern.
weitere Adressen:
Societa Canottieri Intra
Via Nazionale 4
28921 Verbania
+39 323-402136
canottieriintra@libero.it
www.canottieriintra.it
Kanuverein am Ortseingang Intra. Ob hier ruderbootraugliche Stege sind,
ist uns leider nicht bekannt.
Markttage:
Der größte und bekannteste Markt ist der Mittwochsmarkt in
Luino am Ostufer des Lago Maggiore, der von 9 bis 16 Uhr stattfindet.
Zu dieser Zeit ist der Schiffsverkehr und somit die Wellen besonders
stark, so dass man den Ort besser meidet. Weitere Markttermine sind
auf http://www.reisefuehrer-lagomaggiore.de/maerkte.php
zu finden.
Winde am Lago Maggiore: (kein Anspruch auf Vollständigkeit!!!)
Am Lago Maggiore können innerhalb kurzer Zeit sehr heftige Winde
auftreten. Es ist daher ratsam, aufmerksam das Wetter und die Wolken
zu beobachten. Plötzlich aufgelöste Schäfchenwolken können
ein Zeichen für einsetzende Winde sein.
Hier noch einige Zitate aus dem Internet mit ihren Quellen rund um
Winde am Lago:
Cannobio ist für Katamaran-Segler und Windsurfer optimal gelegen.
Aufgrund der geographische Position in der Düse des Lago Maggiore,
deren Besonderheit sich am ehesten von ganz oben aus erkennen läßt,
gibt es stets genug Wind: am Morgen aus dem Norden (1 bis 3 BFT), nachmittags
aus dem Süden (3 bis 5 BFT).
Quelle: http://www.tomaso.com/cannobio2_d.html
Während der angenehmen Jahreszeit herrschen hier überwiegend
zwei verschiedene Winde, zum einen der Tramontana ein Wind der morgens
vom nördlichen Alpengebiet über den See nach Süden zieht,
sowie der Inverna der genau umgekehrt gegen Nachmittag von der Poregion
Richtung norden weht. Genutzt werden diese Winde natürlich überwiegend
von Wassersportliebhabern die auf dem See Segeln oder Windsurfen.
Quelle: http://www.italien-inseln.de/italia/seen/lago-maggiore.html
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